Am letzten Freitag, 3. März 2023, hielt Nan Goldin eine beeindruckend und sehr persönliche Rede, nachdem sie den Käthe-Kollwitz-Preis 2022 in der Akademie der Künste in Berlin entgegengenommen hatte.
Nan Goldin war die letzte Rednerin am Pult, nachdem Klaus Biesenbach eine pathetische und überraschend warmherzige Rede gehalten hatte. Biesenbach ist aktuell Direktor der Berliner Neuen Nationalgalerie. Seine erste Ausstellung überhaupt machte er in Berlin über das Werk von Nan Goldin 1992, als er noch Medizinstudent war. Seitdem blieben beide immer in Kontakt miteinander.
Heute ist Nan Goldin weltweit die einflussreichste Fotografin ihrer Zeit. Ihre Beziehung mit Berlin begann, als sie ein DAAD-Stipendium erhielt und gleich drei Jahre, anstatt nur einem Jahr in der Stadt blieb. Seitdem stellt sie regelmäßig in der deutschen Hauptstadt aus – sie berichtete von durchschnittlich einer Ausstellung alle zwei Jahre. In ihrer Rede informierte sie ihr Publikum auch über ihren erfolgreichen Kampf gegen die einflussreiche, US-amerikanische Familie Sackler, die in der Kulturszene als Mäzene aufgetreten ist. Die Familie Sackler hatte ein Milliardenvermögen mit dem Verkauf von stark abhängig machenden Schmerzmitteln geschaffen. Nan Goldin ist an dem Medikament fast gestorben – mittlerweile sind mehr als 450.000 Amerikaner der Droge zum Opfer gefallen.
Nan Goldins Fotografien bringen seit mehreren Jahrzehnten eine Kultur zum Vorschein, die in der amerikanischen Gesellschaft lange Zeit versteckt blieb. Immer behält Goldin einen intimen, sensiblen Blick auf ihre Freunde – einige von ihnen starben in den 1980er und 1990er Jahren an HIV und/oder an Drogen. Ihr Umgang bleibt stets respektvoll und ohne Vorwurf. Viele Portraits ihrer Freunde zeigen auch die Fragilität der jeweiligen Persönlichkeiten.
Der Käthe-Kollwitz-Preis ist mit 12.000 EUR dotiert und wird von der Kreissparkasse Köln seit mehr als dreißig Jahren finanziert. Es ist sehr schön zu sehen, dass eine Bank aus Köln die Berliner Kultur unterstützt.
Der Besuch der Ausstellung ist sehr empfehlenswert! Die Akademie der Künst am Hanseatenweg zeigt eine interessante Auswahl aus Nan Goldins Werke von den 1970er Jahren bis zur Gegenwart.
Gut zu wissen: Die Einzelausstellung in der Akademie der Künste wurde bis in den April verlängert.